Titelthema

Kapitel 3

von Der Schwarm, erschienen in Ausgabe #40/2016
Photo

Seit seine Früchte reifen, fällt in den Mirabellenbaum jeden Morgen ein Schwarm Stare ein. Die Vögel veranstalten ein unglaubliches Spektakel. Zeugen dieses Schauspiels mögen meinen, das sei ein undifferenzierter Lärm, ein pausenloses Geschrei. Die einzelnen Vögel scheinen willkürlich ihren Schnabel zu öffnen und loszulärmen. Aber wer ihnen zuhört, statt sie lediglich anzuhören, erkennt in den Äußerungen eine Gestalt. Wie synchron sind solche Lebewesen! Vielleicht dauert es eine Millisekunde, bis der Impuls, zu verstummen und loszufliegen, vom ersten bis zum letzten Star durchgedrungen ist. Beim aufmerksamen Hinhören scheint es ­jedoch so, als ob sie in einem einzigen Impuls alle aufflögen. Handeln Menschen jemals in dieser totalen Gleichzeitigkeit? Sie argumentieren in »Wenn-dann-Ketten«, beschwören, was getan werden müsste, machen sich hier und dort mehr oder weniger nützlich. Ein Vogelschwarm würde als Ganzer in die Höhe steigen. Die Fähigkeit zur Synchronizität* erscheint als Gabe, die Lebewesen offenbar in sich tragen. Warum weigern sich die Menschen, sie zu kultivieren?

Benjamin, schön, dass ich dich am Telefon erreiche. Können wir in den nächsten Wochen in euren Büroräumen in Berlin ein Arbeitstreffen zu einem neuen Projekt organisieren? Es geht um eine »Youth & Elders Alliance«. Ich sehe seit langem mit Besorgnis, wie unverbunden die Generation der heute gesellschaftlich aktiven jungen Leute mit den älteren Pionierinnen und Pionieren ist. Die Alten geben den Jungen nicht die Rückendeckung, die sie bräuchten, die Jungen wissen zum Teil gar nicht, dass vieles von dem, was sie heute denken und entwickeln wollen, vor vielen Jahren schon formuliert wurde. Unserer Gesellschaft mangelt es an Formen, um die Qualität verschiedener Altersstufen in Wert setzen und so etwas wie eine Traditionslinie aufbauen zu können. Das scheint mir enorm wichtig zu sein, und ich möchte dich gern …
Johannes, bevor du weitersprichst: Ich habe vor ein paar Wochen zusammen mit zwei Freunden ein neues Projekt ins Leben gerufen. Es nennt sich »Youth & ­Elders Project«. Aus den Gründen, die du gerade nennst, möchten wir Menschen aus verschiedenen Generationen miteinander ins Gespräch bringen – rund um den Fokus, wie eine »reife« Gesellschaft entstehen kann. Als ersten Schritt laden wir diesen Sommer junge Menschen und solche, die bereit sind, sich als »Elders« zu verstehen, auf eine Segeltour mit der »Lovis« ein. Kennst du die Lovis – den Zweimaster von den Greifswalder Pfadfindern?
Benjamin, ich rufe dich aus Greifswald an. Wir ­haben soeben unseren Segelkutter »Stine« im Museums­hafen festgemacht – längsseits der Lovis! Ich stehe unmittelbar neben diesem Schiff!

Das Gespräch zwischen Benjamin Kafka und Johannes Heimrath hat sich im Frühjahr 2012 ziemlich wortgetreu so ereignet. Zwei Menschen unterschiedlicher Generationen, die gleiche Idee, der eine bucht ein Schiff, vor dem der andere gerade steht – wie unwahrscheinlich ist so eine Gleichzeitigkeit? Ein Zeichen dafür, dass die Zeit für genau so ein Vorhaben reif sei, wenn zwei Menschen so synchron handeln, wie es sonst nur den Staren beim Abflug ­gelingt?
Die Segeltour hat stattgefunden und war für alle bereichernd. Doch bis auf ein paar Gesprächsrunden zum Thema hatte das Youth & Elders Project keine Folgen. Die Youth & Elders Alliance landete auf mehreren Flipcharts, trat jedoch nie in Aktion, weil ihrem Urheber der Glaube an große Organisationen zwischenzeitlich vollends verlorenging.
Mäandernde Gespräche aber zwischen Benjamin Kafka und der Oya-Redaktion haben nicht erst seit der Youth-&-Elders-Synchronizität eine Tradition. Im Juli 2016 findet sie eine ihrer Fortsetzungen.

Johannes Heimrath Wenn ich über mein Leben nachdenke, halte ich 99,9 Prozent davon für nutzlos. Ich finde mich wieder in einer Welt, in der so viele Prozesse wie wahrscheinlich nie zuvor in der Menschheitsgeschichte dem Leben abträglich sind. Der Beitrag, den meine kleine, unbedeutende Biografie leistet, um anderes Leben zu erschweren, ist überproportional gewaltig. So viel von dem, was ich zu nutzen gezwungen bin, ist unverrottbarer Abfall, der die Biosphäre vergiftet. Dabei bemühe ich mich verzweifelt darum, nur guten Kompost zu hinterlassen – fruchtbare Erde.
Benjamin Kafka  Wie können wir nützlicher sein? Wie kann ich nützlicher sein? Diese Fragen treiben mich im Moment oft um. Es gibt zwar Zeiten, in denen ich spüre, was »nützlich sein« bedeuten könnte. Zu anderen Zeiten ist mir das Gefühl abhanden gekommen. Nützlichkeit definiert sich ja immer in Bezug auf etwas anderes, auf etwas Ganzes. Die Frage ist, was wir als Ganzes begreifen.
JH Über das Ganze – den Kosmos – ­wissen wir so gut wie nichts. Die Frage ist, an welchem Ort des Zeitstrahls wir unsere Gedanken einhaken: Denken wir an jetzt, an morgen, an die Vorfahren oder an die Enkel, an die sieben kommenden Generationen oder an die 99,9 Prozent der in der Erdgeschichte bereits ausgestorbenen ­Lebewesen?
BK Mit einer Lebenserwartung von 80 oder 90 Jahren kommt es mir nicht sinnvoll vor, Nützlichkeit in einem Maßstab von einer Million Jahren zu sehen. Leider hat die Menschheit aber eine Schädlichkeit im Bereich solcher Zeiträume entwickelt. Daher kommt vielleicht dieser wachsende Wunsch nach einer überdimensionierten, fast aufgeblasenen Nützlichkeit. Ich habe ein zeitliches Bewusstsein von der Ausdehnung unserer Schädlichkeit.
JH Warum aufgeblasen?
BK Ein bescheidener Anspruch an mich selbst scheint mir meiner Natur viel eher zu entsprechen. Früher hat man in Familien und Dörfern zusammengelebt – heute müssen wir uns als Gesamtorganismus Menschheit zurechtzufinden lernen.
JH Dafür gibt es den schönen Begriff des Menschheitsmenschen*. Sind wir als solcher in der Lage, das Ausmaß unserer Schädlichkeit zu reduzieren? Ich sehe beim Denken in diesen weltumspannenden Kategorien stets die Gefahr, sich in Kausalitäten zu verstricken, die sich nicht zu Ende bringen lassen. Das Gerede vom »planetaren Bewusstsein« hat leider in der Regel etwas Abgehobenes. Der Menschheitsmensch gewinnt meiner Erfahrung nach erst Kraft, wenn er dem Leben keine Hindernisse in den Weg stellt und sich bodennah um etwas kümmert. In diesem Sinn hat Werner Küppers uns metaphorisch den Rat einer weisen Ältesten mit auf den Weg gegeben: »Geh nach Hause, und kümmere dich um die Bienen!« Ich möchte nicht, dass das als Biedermeier-Rückzug ins eigene Gärtlein verstanden wird.
BK Wenn ich in den Nachrichten höre, was in der Türkei passiert, oder wenn ich Fantasien über die Zukunft von Atomkraft lese, trete ich oft nicht wirklich damit in Kontakt. Schotte ich mich dabei von der Welt ab? Ich möchte mich zu dem, was da passiert, sinnvoll verhalten, möchte das irgendwie in meinem Bewusstsein haben …
JH Das »Irgendwie« kostet mich Nachdenken. Warum irgendwie? So lange wir alle irgendwie sind, entsteht nie eine Revolution aus unserem Dasein heraus, nie eine klare Handlung. Das Irgendwie hindert uns daran, ganz bescheiden unsere Aufgabe zu erfüllen.
BK Vielleicht fängt mit dem Irgendwie das Biedermeier an. Irgendwie irgendwann. Biedermeier gibt es überall. Auch wenn ich mich auf eine Existenz in irgendeiner Institution in der EU flüchte, kann ich mich in diese selbstbezogene Bequemlichkeit zurückziehen. Gerade bei einer intellektuellen Arbeit, bei der man – anders als im Garten – nicht mit den Folgen des eigenen Tuns unmittelbar konfrontiert ist, geraten Menschen schnell in eine Isoliertheit – und fühlen sich unnütz.
JH »Kümmere dich um die Bienen!« hieße demnach: »Mache dich mit den Folgen deines Tuns vertraut, und nimm sie wahr!«
BK Ja – auf die Folgen schauen statt auf das Tun starren, Hinhorchen und Zuhören als Qualität ausbilden! Dadurch lerne ich, in Zusammenhängen zu sehen. Sonst bin ich nur wie eine Maschine, die pausenlos Lärm produziert.
Ich denke gerade an Brache, an die Wichtigkeit von Brachland. Wir wissen oft gar nicht, in welche Richtung die Impulse unseres Tuns wirken. Das Youth & Elders Project ist dafür ein Beispiel. Die Menschen, die 2012 an Bord der Lovis unterwegs waren, erzählen mir zum Teil noch heute, wie wichtig diese Zeit für sie war. Für alle hat sich etwas getan – für manche weniger, für manche vielleicht etwas Erhebliches. Nach der Segeltour war aus dem Projekt aber die Luft raus. Ich habe es nicht als Erfolgsgeschichte verbucht, sondern sehe es eher wie die Blüte einer Ackerwinde am Feldrand – eigentlich schön, aber es ist schwierig, diese Schönheit zu vermitteln. An normalen Kategorien gemessen, ist es ein Misserfolg.
JH In der heutigen Welt erwartet das Publikum in der Manege selbstverständlich weitere Nummern. Eine zweite Lovis-Fahrt hat es nicht gegeben, du hast die nächste Nummer nicht geliefert. Ich frage mich oft: Warum sollen wir etwas wiederholen, wenn wir beim ersten Tun schon alles Wesentliche gelernt haben?

Diesen Frühling haben wir ein kleines, bisher mit Brennnesseln überwuchertes Stück Land mit dem Traktor umbrochen. Hier könnten wir versuchsweise etwas Getreide ansäen, so die Idee. Die Erde zeigte sich als dicht mit Wurzeln von Giersch und Brennnesseln durchzogen. Dort etwas zu säen, schien nicht ratsam. Alles von Hand jäten? Noch einmal mit dem kleinen Traktor fräsen? Während wir uns nicht synchronisieren konnten, um ein sinnvolles Vorgehen zu finden, wuchs auf dem Feld eine Ernte heran: Dicht an dicht war Melde aufgelaufen. Eines Tages ernteten wir zwei volle Eimer und kochten daraus köstlichen Spinat. Tags darauf verlangten vier geschenkte Kürbispflanzen nach einem Ort zum Wachsen. Wir pflanzten sie auf die abgeerntete Melde und mulchten die Erde zuvor mit ein paar Schubkarren Einstreu aus dem Kaninchenstall. Der Mulch war dick genug, um bis heute den Giersch einzudämmen. Die Erde darunter ist warm, feucht und lebendig. Der Weg zur Kultivierung entstand aus dem Tun, aus dem Zuhören.
Dieses genaue Hinhorchen, was dieses Fleckchen Erde jetzt von uns will, ist Teil eines größeren Zusammenhangs. Der Historiker Peter Linebaugh schrieb in seinem Buch »The Magna Carta Manifesto«, dass Allmende*-Rechte immer in einen spezifischen ökologischen Lebensraum mit seinen jeweiligen Bewirtschaftungsformen eingebunden sind. Wenn in der Magna Carta* also vom Landrecht, dem »Law of the Land«, die Rede ist, dann war dies für die Commoners* um das Jahr 1200 kein abstraktes, durch einen menschlichen Souverän erlassenes Gesetz – die maßgebliche Autorität war das gemeinschaftlich pfleggenutzte* Land. Allmenderechte werden nicht durch Menschen gewährt; sie gehen durch die gemeinsame Arbeit mit dem, was da ist, aus dem Land selbst hervor. Durch die in aller Konsequenz gestellte Frage »Was will dieses Stück Erde von uns?« sind wir nicht dessen Eigner, sondern eignen uns dem Land zu.

BK So wie wir gerade sprechen, möchte ich öfter forschen – wir gehen an die Ränder unserer Gedanken. Wenn du die Landkarte von England unter dem Mikroskop betrachtest, wird der Umriss der Insel unendlich lang. Indem ich mich in die Ausbuchtungen der Ränder hineinbegebe, kann ich auf feineres Feedback achten, mich besser scharfstellen, empfindsamer werden. – Was wäre Oya, wenn ihr auf so eine Weise in Kontakt mit der Leserschaft wäret, gemeinsam die Ränder erforschtet? Wenn alle gemeinsam an den Randzonen, die interessant sind, weiter ins Nicht-Wissen hineingingen?
Matthias Fersterer Es würde sicherlich Irritationen hervorrufen, wenn wir mit Oya von den eingespurten Wegen abwichen. Wenn Projekte Wandlungsphasen durchmachen und nach außen hin nicht viel Aktivität zeigen, höre ich oft: »Da haben wir inzwischen so viel reingesteckt, und jetzt lassen wir es im Sand verlaufen oder machen nichts damit.« Dabei habe ich oft den Verdacht, dass wir Gefahr laufen, extraktivistisch* heranzugehen oder etwas zu kannibalisieren. Manche Dinge wollen eben gerade im Sand verlaufen. Die hochenergetischen Spannungen von Blitzen schlagen ein – und verlaufen im Sand. Ihre Energie ist freilich nicht verloren. Allerdings widerspricht so ein Bild jeder kaufmännischen Verwertungslogik.
BK Wenn ich den Mut dazu aufbringe, nicht in der üblichen Erfolgslogik zu bleiben, verbinde ich das Youth & Elders Project mit der Geste des Ausatmens. Man sagt »da ist die Luft raus« als negatives Bild, wenn aus ­einer Idee nichts Konkretes entstanden ist. Ich übe mich dar­in, das Ausatmen als einen Punkt zu begreifen, an dem etwas in eine neue Richtung gehen muss. Ich kann nicht unbegrenzt ausatmen. Irgendwann kommt ein Ruhepunkt, an dem sich entscheidet, ob es einen weiteren Atemzug geben wird. Wie du diesen Punkt betrachtest, ist eine Frage der Dramaturgie: Ist es das Ende – oder der Anfang von etwas ganz anderem?
Dass der Moment zwischen zwei Atemzügen ein Anfangspunkt ist, das ist eine Banalität. Trotzdem scheint es mir wichtig zu sein, diese Qualität zu spüren. Sie zu beschreiben, fällt mir nicht leicht.
Lara Mallien Versuche doch trotzdem, für diese Qualität Wörter zu finden.
BK Es ist so, als wäre ein Boden bereitet. Alles fühlt sich richtungslos an, leer, zugleich aufgewühlt. Als sei die Aufgabe, auszuatmen und ganz tief – bis in die Kapillarwurzeln, bis an die äußersten Ränder – in das Ausatmen hineinzuspüren. Wenn ich es aushalte, dort unten zu bleiben, endet das Beurteilen ebenso wie das Gefühl von Vergeblichkeit.
lm Mir scheint, es kostet viel Mut, zuzulassen, dass etwas absterben will. Bäume lassen beständig ihre Kapillarwurzeln absterben. Indem diese Wurzeln verrotten, geben sie immerzu Nährstoffe an den Boden ab.
MF Mein Körper wird im Sterben umgewidmet. Ich gebe die Kontrolle auf, bestimme nicht mehr selbst, wie ich weiter genutzt werde. Sicherlich kann ich mich auf mein Sterben vorbereiten, aber irgendwann muss ich meinen Körper sich selbst überlassen.
BK So ist das mit Projekten, die im Sand verlaufen – da endet die Kontrolle über das, was man tut. Aber wie machen wir aus diesem Gedankengang mehr als eine Entschuldigung, eine Ausrede, in unserem Irgendwie bleiben zu dürfen?
lm Lasst uns zu den Kapillarwurzeln gehen und lernen, vollständig auszuatmen! Dann spüren wir vielleicht, was sterben und kompostieren will und wo ein authentischer, neuer Impuls liegt.
BK Während alle Welt vorwärts streben will, ist es nicht leicht, auf diesem Weg nach unten zu bleiben. Es tut gut, die Qualität des Ausatmens zu würdigen.

Am Tag unseres Gesprächs unternahmen wir einen Spaziergang in den Wald hinter Klein Jasedow. Zuerst führte der Weg über offenes Weideland. Am Eingang des Walds beschlossen wir, zu schweigen. Nach einer Weile wurden wir langsamer und blieben schließlich ganz stehen. Bis zum Impuls zu neuen Schritten vergingen ein paar Minuten – oder waren es Stunden? Als wir den Feldweg zum nächsten Ort erreichten, schien es uns, als seien wir eine Ewigkeit unterwegs gewesen. Aus der Ferne näherte sich Pferdegetrappel, eine Kutsche mit bunt gekleideten, winkenden Menschen bog um die Kurve. Waren wir in den Sekunden des Ausatmens im Wald in ein Zeitloch geraten und womöglich direkt in der Post-Kollaps-Gesellschaft gelandet? Die Frau auf dem Kutschbock lachte, weil wir sie gar so verdattert anstarrten. »Wollt ihr mitfahren?«, rief sie. Wir ­waren bereit für eine völlig veränderte Gegenwart. •••

 

Benjamin Kafka (36) ist Mitbegründer von »Impuls«, der ­Berliner »Agentur für angewandte Utopien«. Sein Wunsch ist es, Räume zu schaffen, in denen Menschen ihre individuellen und kollektiven ­Potenziale entfalten können. Als Berater arbeitet er mit Methoden wie Art of Hosting, Theory U oder Deep Democracy. www.impuls.net

 

Synchronizitäten
War der Quantenphysiker und Nobelpreisträger Wolfgang Pauli bei Experimenten an­wesend, versagten immer wieder technische Apparate und zerbarsten Gläser. Um den Zusammenhang zwischen den Missgeschicken und seiner Anwesenheit im Labor zu ergründen, wandte sich Pauli an den Psychologie-Pionier C. G. Jung. Der hatte entdeckt, dass gewisse psychische Bilder oft mit bedeutungsvollen äußeren Ereignissen korrelierten, und dieses Phänomen »Synchronizität« genannt. – Wie oft empfinden wir einen fast magisch anmutenden Sinnzusammenhang zwischen Ereignissen, die in einem gewissen zeitlichen Verlauf stattfinden und eine innere Gestimmtheit oder einen Entwicklungsprozess bekräftigen, ja gar ein Vorhaben befördern! Ein lieber Mensch ruft am selben Abend an, wo man nach langer Zeit mal wieder an ihn gedacht hat. Man kommt in einem Projekt nicht weiter und lernt auf einer Veranstaltung, zu der man sich widerwillig hat drängen lassen, ziel­genau die Schlüsselperson kennen – als hätte das unergründliche Schicksal die Dinge von langer Hand so vorbereitet, dass sich das gänzlich Unwahrscheinliche ereignet und man sich zur richtigen Zeit am richtigen Ort wiederfindet. – Hat sich nun die ganze Welt auf mich zu bewegt, weil etwas aus mir hinausstrahlt und alles Lebendige – ja, auch die Minerale vibrieren vor Lebendigkeit – in Resonanz zu mir versetzt? Oder bin ich nur eine Spielfigur, die von der Welt einen Zug weiterbewegt wird? Warum durchleben alle Gesprächspartner, die wir als Oya-Bewegende mit unseren Erneuerungsgedanken konfrontiert haben, im engeren und weiteren Sinn Prozesse, die mit dem unseren ­synchron – »die gleiche Zeit­qualität teilend« – erscheinen?

weitere Artikel aus Ausgabe #40

Photo
von Der Schwarm

Kapitel 2

Mit viel Geld und Streit beginnt das zweite Kapitel, das rund um ein betagtes Wasserschloss spielt. Darin wohnt als Mitglied einer kleinen Gemeinschaft die Geigerin Ulrike Schauer-Wystrik.

Photo
von Jochen Schilk

Das Leben der Mächtigen [Buchbesprechung]

»Das Leben der Mächtigen« – auf den ersten Blick könnte es sich um ein Buch über den abgehobenen Lebensstil der machtelitären »oberen Zehntausend« handeln, doch lässt der Untertitel keinen Zweifel am tatsächlichen Thema: Es geht um

Photo
von Leonie Sontheimer

Warum eigentlich genug Geld für alle da ist [Buchbesprechung]

Wir haben ein Wachstumsproblem. Seit der Finanzkrise 2008 wird viel über die zerstörerischen Auswirkungen des wirtschaftlichen Wachstumsdogmas geredet. Doch woher rührt überhaupt der Zwang, immer mehr Produkte auf den Markt zu bringen, immer mehr konsumieren und wegwerfen zu

Ausgabe #40
Innehalten

Cover OYA-Ausgabe 40
Neuigkeiten aus der Redaktion