Buchtipps

Community Organizing (Buchbesprechung)

von Sylvia Buttler, erschienen in Ausgabe #10/2011
Photo

Die Katholische Hochschule für Sozialwesen Berlin und der Deutsche Caritasverband führten ein dreijähriges Projekt durch, bei dem die Kirche sich als Akteurin der Zivilgesellschaft einbringen sollte. »Steh auf und stell dich in die Mitte« (Markus 3,3) – inspiriert von dieser Bibelstelle sollte durch Community-Organizing-(CO)-Projekte die caritative Arbeit der Kirche vom Rand weg ins Zentrum gerückt werden. Ziel war der Aufbau von Bürgerplattformen an vier verschiedenen Standorten in Deutschland. Das Buch fasst nun die Ergebnisse zusammen und beschäftigt sich mit den Voraussetzungen für die Handlungsfähigkeit solcher Bürgerplattformen, insbesondere der zugrundeliegenden Beziehungsarbeit der beteiligten Gruppen und Personen untereinander, sowie den Praxiserfahrungen aus drei Jahren Projektarbeit.
Ausschlaggebend für die Gründung einer Bürgerplattform ist dabei immer die Unzufriedenheit der Beteiligten mit Bestehendem sowie der Wille aller zum Aufbau eines handlungsfähigen Zusammenschlusses, der in der Lage ist, positive, messbare Veränderungen hervorzurufen. Insofern ist eine Bürgerplattform »keine Kuschelgruppe, sondern will stets Missstände aktiv angehen«.
Im ersten Teil gehen die Autoren den Gründen für Erfolg oder auch Scheitern der Projekte auf den Grund. Als maßgebend für eine funktionierende Bürgerplattform stellen sich dabei die Beziehungsgeflechte der einzelnen Gruppen untereinander, die Benennung klarer Ziele und die Entwicklung eines Unterstützerkreises im Hinblick auf die Finanzierung dar.
Im zweiten Teil kommen dann die Akteure zu Wort und schildern ihre Motive, Vorbehalte und Erfahrungen. Ob es um ein Bildungsprojekt, die Einführung einer Sozialberatung oder den Umbau einer städtischen Treppe geht, die Bürgerplattformen haben in allen Fällen erreicht, dass nicht nur das Lebensumfeld der Betroffenen verbessert wurde, sondern dass diese nun auch auf Augenhöhe mit der Kommunalpolitik diskutieren. Sie werden als gesellschaftliche Größe wahrgenommen und beleben und gestalten den Sozialraum, in dem sie leben. Nicht zuletzt findet hier auch durch das Miteinander unterschiedlichster Personen und Gruppierungen Kommunikation über (vermeintliche) Grenzen hinweg statt. Das eigene Engagement wird als durchwegs bereichernd erlebt.
Ein Buch, das nicht nur Bestandsaufnahme ist, sondern zahlreiche Anregungen und Anleitungen für die Gründung von CO-Projekten bereithält und Mut macht, sich einzumischen. Dabei werden die Schwierigkeiten nicht ausgespart, sondern Lösungen ­angeboten.


Community Organizing
Menschen gestalten ihren ­Sozialraum.
Eugen Baldas (Hrsg.)
Lambertus-Verlag, 2010, 246 S.
ISBN 978-3784119991
19,80 Euro

weitere Artikel aus Ausgabe #10

Regional- & Stadtentwicklungvon Lea Gathen

Der aktive Traum vom Wandel

Vor fünf Jahren fiel in der südenglischen Kleinstadt Totnes der Startschuss für die erste »Transition Town«. Von ihr ließen sich seitdem weltweit über achthundert Initiativen inspirieren. Neben den fünf »offiziellen« deutschen Transition Towns gibt es hierzulande zahlreiche Initiativen, die sich auf den Weg dorthin machen, so auch in Göttingen, das das »TT« für Transition Town bereits im Namen trägt.

Gemeinschaftvon Leila Dregger

Samen der Hoffnung

Vom 7. bis 11. Juli fand in der Gemeinschaft Tamera in Portugal die jährliche Konferenz des Global Ecovillage Network »GEN Europe« statt: Über 200 Vertreterinnen von Ökodörfern sowie Gemeinschaftssuchende aus 35 Ländern Europas, Afrikas und des Nahen Ostens waren angereist, um sich zu vernetzen und über gemeinsame Strategien und Projekte nachzudenken. Das große Thema war die Notwendigkeit, in Zeiten globaler Veränderung die Erfahrung einer sehr vielfältigen Bewegung für alle verfügbar zu machen.

(Basis-)Demokratievon Harriet Witte

Bürgermeinung von Anfang an einholen!

Herr Birzer, Sie haben in Hamburg anlässlich städtischer Bauplanungsmaßnahmen in den vergangenen zehn Jahren umfangreiche Bürgerbeteiligungsprozesse begleitet und moderiert: die Erweiterung des Messegeländes, die Bebauungsplanung zur Rinderschlachthalle und nun die

Ausgabe #10
Gut bürgerlich

Cover OYA-Ausgabe 10Neuigkeiten aus der Redaktion