Buchtipps

Diagnose: unheilbar. Therapie: selbstbestimmt. (Buchbesprechung)

von Martina Schäfer, erschienen in Ausgabe #33/2015
Photo

Im Jahr 2005 erkrankte Sven Böttcher, Autor des Buchs »Diagnose: unheilbar. Therapie: selbstbestimmt« an Multipler Sklerose (MS). Heute ist er schubfrei und bezeichnet sich selbst als »meistens geheilt«. Was ihm dabei geholfen hat und was seinem Heilungsprozess hinderlich war, davon handelt sein Erfahrungsbericht.
Das Buch vermittelt ein umfassendes Bild von den möglichen Ursachen und Verläufen der Erkrankung inklusive schulmedizinischer und alternativer Behandlungsformen. Der im Titel erwähnte »souveräne Umgang« mit der Schulmedizin könnte nach der Lektüre des Buchs darin bestehen, dass an MS Erkrankte dem Arzt gezieltere Fragen stellen und sich nicht aus einer verständlichen Panikreaktion heraus, sondern wohlüberlegt für die eine oder andere Therapiemethode entscheiden können.
Sven Böttcher macht nicht nur MS-Patienten Mut, ihren Weg selbstbestimmt mit, trotz und durch eine Krankheit zu gehen. Für eine mögliche Heilung sei das unbedingte Vertrauen in die Selbstheilungskräfte des Körpers Voraussetzung. Das Buch ist ein Plädoyer dafür, Selbstverantwortung im Heilungsprozess zu übernehmen – und es ist ein durchaus spitzer Pfeil in Richtung Schulmedizin und profitorientierter Pharmaindustrie. Wut, Enttäuschung und das erfahrene Leid des Autors sind im Text deutlich zu spüren. Die Formulierungen sind zum Teil scharfzüngig, vor allem aber scharfsinnig und bei allem schwarzen Humor doch differenziert. Durch Böttchers lockeren, humorvollen Stil lesen sich die Texte leicht, obwohl das Thema – zumindest aus meiner Perspektive als einer nicht an MS erkrankten Frau – betroffen macht.
Viele der dargelegten Erkenntnisse in Bezug auf gesunde Lebensführung lassen sich auch auf andere chronische Krankheitsverläufe von »unheilbaren Krankheiten« bzw. auf eine salutogene Lebensweise verallgemeinern. Allen, die diesbezüglich mehr wissen wollen, sei dazu Böttchers vorhergehender Bestseller »Quintessenzen« empfohlen.
Das Buch ist also nicht nur für MS-Betroffene interessant und lesenswert. Noch besser wäre es, wenn der Autor das von ihm empfohlene »stabile Halsband für den inneren Schweinehund« gleich mitgeliefert hätte. Das aber muss sich wohl jeder selbst erarbeiten. ◆ Martina Schäfer

Diagnose: unheilbar. Therapie: selbstbestimmt.
Vom souveränen Umgang mit der Schulmedizin. Ein Erfahrungsbericht.
Sven Böttcher
Ludwig Buchverlag, 2015
336 Seiten
ISBN 978-3453280656
19,99 Euro

weitere Artikel aus Ausgabe #33

Photo
von Lorch Sabrina

Hinein ins Blaue!

Im Frühlingsmonat Mai ist die Landschaft der Oberlausitz wie vielerorts von einem satten Gelb getränkt. Ohne ihn zu hinterfragen, genieße ich den Anblick des leuchtenden Rapsmeers. Das Gelb ist eine moderne Farbe, lerne ich in der »Leinenmanufaktur von Kleist« in

Photo
von Astrid Emmert

Eine ruhige Kurbel drehen

Auf einem waldigen, am See gelegenen Gelände in Kuhlmühle bei Wittstock an der Dosse schaffen die rund 40 Mitglieder des Vereins »Coolmühle« seit vier Jahren aus alten Gebäuden einen Ort für ökologisches, generationenübergreifendes Wohnen. Eines der

Photo
Bildungvon Christiana Henn

Da schmeckt sogar Mangold!

Dass Kartoffeln nicht auf Bäumen wachsen, dass es gelbe und sogar grüne Tomaten gibt und auch krumme Möhren gut schmecken, könnte zum Grundwissen von Kindern und Jugendlichen gehören, doch im Schulalltag kommen solche Erfahrungen zu kurz. Der Verein »Ackerdemia« will hier Abhilfe schaffen.

Ausgabe #33
Überlebenswichtig

Cover OYA-Ausgabe 33
Neuigkeiten aus der Redaktion