Titelthema

Von der Kartoffel in der ­Kartoffelsuppe

Viele Stimmen umkreisen die Frage, was ­Gemeinschaffen wirklich ausmacht.von Silke Helfrich, Andreas Weber, Malte Cegiolka, Christian Schorsch, Daniel Schläppi, Ann-Marie Weber, Niels Noack, Michaela I. Abdelhamid, Julia Petzold, Hannes Zagar, erschienen in Ausgabe #55/2019
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Alle wissen, was gerade zu tun ist, individuelle Entscheidungen fügen sich wie von selbst ins große Ganze ein, die Prozesse greifen ineinander wie – nein, eben nicht wie Zahnräder; dieses Bild vermittelt keine Lebendigkeit! Da ist sie schon, die Sprachlosigkeit. Sie stellt sich fast immer ein, wenn jemand versucht, das Phänomen zu beschreiben, für das wir die Begriffe »Commoning« oder »Gemeinschaffen« verwenden. In der westlich geprägten Welt sprechen Menschen eine über Jahrhunderte von mechanistischen, oft auch militärischen Bildern und hierarchischen Strukturen geprägte Sprache. Wie soll sie vom Miteinander gleichwürdiger, sich selbst organisierender Menschen erzählen, ohne dass es ungeübt klingt? Wie lässt sich ausdrücken, worum es wirklich, wirklich geht? Findet Gemeinschaffen nicht überall statt, wo Menschen vernünftig und respektvoll miteinander umgehen? Es ist doch etwas ganz und gar Selbstverständliches, das gar nicht viele Worte braucht.
Das Selbsverständliche wird geringgeschätzt, nicht anders als die Sorgearbeit in Haus und Hof, im Kiez und in der Nachbarschaft. Der »Ernst des Lebens« hingegen ist die mehr oder weniger geliebte Erwerbsarbeit, ist der Stress mit dem Jobcenter oder den Mechanismen des Markts, der Kampf auf der Karriereleiter. Die Idee, dass alles, was heute unter dem Vorzeichen eines Überlebenskampfs stattfindet, auch unter dem des Gemeinschaffens stehen könnte, gilt als naiv; dass sich die Art des Wirtschaftens, des Erzeugens und Verteilens der lebenswichtigen Dinge ebenso wie gesellschaftliche Institutionen an Mustern des Gemeinschaffens orientieren könnten, umso mehr. Die wachsende Diskussion rund um die »Commons« hat sich aber in den letzten Jahren so lebendig weiterentwickelt, dass es immer mehr möglich wird, dem Vorwurf der Naivität zu entgehen und selbstbewusst zu sagen: So wie Menschen in der Familie oder in selbstorganisierten regionalen wie internationalen Projekten gut miteinander umgehen können, so kann »gutes Leben« in allen Bereichen der Gesellschaft gestaltet sein. Damit solche Stimmen Gewicht bekommen, ist es nötig, das Selbstverständliche in klare, das Wesentliche vermittelnde Worte zu fassen. Was heißt das schon – »gut« oder »kooperativ« zusammenzuwirken? Das sollen Menschen in der kapitalistischen Wettbewerbsgesellschaft doch schließlich auch, damit ist also noch lange nicht gesagt, was Gemeinschaffen im Kern ausmacht!
Um diese Sprachlosigkeit zu überwinden, baten wir Menschen, die für Oya schreiben und Oya lesen, zu Papier zu bringen, was ihrer Meinung nach den »Kern des Commoning« ausmacht. Der folgende Text ist von ihnen inspiriert und zitiert aus vielen Kommentaren; andere stehen als kurze Geschichten für sich.
Allen nach ihren Fähigkeiten und Bedürfnissen
Simon Sutterlütti, Soziologe und im Commons-Institut aktiv, wird immer wieder mit folgender Aussage konfrontiert: »Für die Utopie brauchen wir gute Menschen. Darauf können wir lange warten.« Der Gedanke, dass die Menschheit erst geläutert werden oder erwachen müsse, um den Weg zu einer »besseren Welt« ­ebnen zu können, ist weit verbreitet. Simon ist anderer Meinung: »Wir brauchen keine guten Menschen, wir brauchen gesellschaftliche Bedingungen, die es uns nahelegen, gut zu sein. Commoning schafft diese Bedingungen. Im Kapitalismus leben wir auf Kosten anderer, auf Kosten der Umwelt, der Menschen, die unsere täglichen Lebensmittel herstellen, auf Kosten von uns selbst. Dies ist kein Resultat von Egoismus und Gier, sondern eine gesellschaftliche Nahelegung. Der Kapitalismus schafft Bedingungen, die Exklusion nahelegen. In diesem System können wir unsere Bedürfnisse besser befriedigen, wenn wir diejenigen anderer ausschließen. Wir kooperieren mit 7,7 Milliarden Menschen, indem wir die Preise der Konkurrenz unterbieten, bei Lohn und Umwelt sparen, mittels Kultur, Geschlecht und Staaten Grenzen ziehen, Kriege führen und uns selbst zu stetig steigenden Leistungen disziplinieren. In Commons kann ich meine Bedürfnisse besser befriedigen, wenn ich diejenigen anderer einbeziehe. Aber welche Bedingungen legen Inklusion nahe? Ich glaube: ›Freiwilligkeit statt Arbeit‹ und ›kollektive Verfügung statt Eigentum‹ – womit etwas anderes als ›kollektives Eigentum‹ gemeint ist. In Commons tun Menschen, was ihnen wichtig ist, wozu sie motiviert sind, und nicht, wofür sie bezahlt werden; darum müssen Commonsprozesse die Bedürfnisse der Beitragenden einbeziehen: Wie sind sie gerne tätig? Mögen sie Flexibilität oder klare Aufgaben? Schaffen Commons das nicht, zerfallen sie.«
Die Einsicht, dass besser für mich gesorgt ist, wenn ich die Bedürfnisse anderer einbeziehe, ist eine der Selbstverständlichkeiten in gutem Zusammenleben – und dennoch steht im Alltag das Funktionierenmüssen in einer Leistungsgesellschaft näher im Vordergrund als die Frage danach, was ich wirklich brauche. Commons-Forscherin Silke Helfrich beschreibt »bedürfnisorientiertes Aufteilen« als wichtiges Prinzip einer lebensfördernden Wirtschaftsweise im Gegensatz zum heute üblichen »abstrakten Aufteilen« und erklärt den Gegensatz anhand einer Orange:
»Die Aufgabe besteht darin, eine Orange unter vier Leuten aufzuteilen. Abstraktes Aufteilen führt dazu, dass die Orange zuerst geschält und dann geviertelt wird. Jede Person kann ein Stück verspeisen. Im bedürfnisorientierten Aufteilen wird zunächst gefragt, wer was wofür braucht. Dabei stellt sich heraus: Eine Person verabscheut Orangen und verzichtet dankend. Eine weitere braucht etwas Orangenschale, um einen Kuchen zu backen, eine dritte freut sich auf den Geschmack frischer Orangenscheiben, und eine vierte hätte gern einen Schluck Orangensaft. Probleme miteinander zu lösen, indem wir uns mit unseren unterschiedlichen Gefühlen und Bedürfnissen wahrnehmen, scheint mir der Kern zu sein, der die Grundlage für alle Formen von Selbstorganisation bildet.«
Commons, Allmende – das wird nach wie vor häufig mit der Idee »allen gehört alles, alle dürfen alles nehmen und nutzen und müssen alles teilen« assoziiert. In Wirklichkeit geht es vielmehr darum, eine Balance zwischen gegebenen Bedürfnissen und Möglichkeiten ihrer Erfüllung zu finden. An die Stelle von Macht- oder Marktmechanismen treten Aushandlungsprozesse. Davon schreibt Malte Cegiolka, der im Wohnprojekt »Frieda« vielfältige Bildungsaktivitäten, unter anderem eine Allmende-Ausbildung, organisiert:
»Wenn ich in eine Sphäre des Commonings eintauche, spüre ich, dass die Bedürfnisse des Individuums und zugleich die Bedürfnisse des Kollektivs die Referenzpunkte des Handelns sind. Nur im aktiven, lebendigen Prozess, bei guter Kommunikations­kultur und genug Empathiefähigkeit kann sich das Handeln dem sich permanent wandelnden Kontext bzw. der Bedürfnislage anpassen. In diesem Sinn lässt sich Commoning am ehesten als eine Haltung beschreiben. Durch das konstruktive Miteinander entstehen tiefere und kräftigere Bindungen zwischen den Menschen. Die Bedürfnisse der individuellen Autonomie und der gemeinschaftlichen Zugehörigkeit werden gleichermaßen erfüllt.
 Hat das Miteinander eine gemeinschaffende Ausrichtung, schwindet eine höchst destruktive Empfindung: Angst – im Sinn von elementarer Angst, von Existenzangst. Fällt der Konkurrenzdruck weg, weil niemand mehr gewinnen oder sich durchsetzen muss, sondern ich mich darauf verlassen kann, dass meine Bedürfnisse und Fähigkeiten die zentrale Rolle spielen, erübrigt sich die Angst, nicht zu genügen, es nicht zu schaffen, gar die Lebensgrundlage zu verlieren. Nichts besetzt das menschliche Gehirn so einseitig wie Angst. Notwehr-Mechanismen werden aktiviert; es geht nur noch ums eigene Überleben und nicht mehr um das große Ganze. Vielleicht ist das Schaffen angstfreier Räume einer der Effekte, der es in Commoning-Zusammenhängen einfach macht, sich sozial zu verhalten. Damit ist keine heile Welt ohne Streit, Furcht und Zorn gemeint. Es macht aber einen großen Unterschied aus, ob die große Erzählung, der das Zusammenleben folgt, eine der Angst vor den anderen ist oder eine des Vertrauens in andere.«


Die Einzelteile ergeben noch kein Ganzes
Julia Petzold hat an ihrer Universität mit anderen Studierenden einen selbstorganisierten interdisziplinären Kurs zu Commons ins Leben gerufen. Darin erfährt sie, wie sich Vertrauen und Freiwilligkeit miteinander verbinden:
»Faszinierend am gemeinsamen Gestalten einer Lehr-Lernveranstaltung ist für mich der Prozess des Sich-Einigens: ein Aushandlungsprozess, bei dem jede Stimme Gehör finden kann. Wesentlich für solche Prozesse sind Vertrauen und Freiwilligkeit. Wenn ich der Gruppe vertraue, trage ich gerne und bedingungslos bei. Je mehr Vertrauen in der Gruppe waltet, desto weniger bedarf es meines Erachtens eines starren Regelgerüsts. Ein gewisses Verständnis füreinander ist dabei entscheidend. Nicht alle können gleichermaßen beitragen, und dafür gibt es meist gute Gründe, seien es Lohnarbeit, Familienverpflichtungen, emotionaler Stress oder universitärer Leistungsdruck. Wenn die eigenen Kapazitäten und Bedürfnisse regelmäßig ehrlich kommuniziert werden, kann Enttäuschungen und Frust vorgebeugt werden.
 Wenn ich Commoning erlebe, spüre ich oft ein Kribbeln im Bauch – wie wenn ich etwas zum ersten Mal anders mache, als ich es gewöhnt bin. Ich spüre die Verbindung zu kollektiver Kraft. In unseren Kursen bin ich immer wieder erstaunt, wie schnell die Teilnehmenden ein Gefühl für einen Commoning-Prozess entwickeln. Diese Gefühle zu beschreiben, fällt den meisten leichter, als die Vokabel ›Commons‹ präzise zu definieren. Commoning ist für mich mehr als nur ein Organisations- oder Wirtschaftsmodell. Es geht dabei auch um die zwischenmenschlichen Beziehungen, bzw. die Beziehung zu nicht-menschlichen Lebewesen. Dadurch werden entscheidende Brücken geschlagen: zwischen dem Bewusstwerden über das eigene Eingebettetsein in ökologische Kreisläufe und dem Nachdenken über Formen des Zusammenlebens. Dazu treten auch ganz praktische Überlegungen, etwa wie eine Universität oder ein Betrieb organisiert sein müsste, um Ungerechtigkeiten zu vermeiden.«

Christian Schorsch, der als Informatiker in einem anderen Lebensbereich tätig ist, macht ganz ähnliche Erfahrung wie Julia:
»Der Kern des Commonings ist ein emergenter Organismus, dessen Einzelteile zwar auch für sich allein betrachtet und diskutiert werden könnten, die jedoch erst in ihrer Wechselwirkung und ihrem Zusammenspiel zur gemeinten gesellschaftlichen Praxis führen.
Vielleicht ist dies vergleichbar mit dem Kernel, also dem zentralen Bestandteil eines Betriebssystems wie Linux oder Windows. Zwar ließe sich beleuchten, wie dieser die verschiedenen Hardware-Komponenten ansteuert oder auch, wie die Speicherzuordnung bzw. die Dateisystemzugriffe ablaufen, jedoch beschreibt keiner dieser Teile allein das eigentliche Wesen des Kernels – und schon gar nicht eine etwaige Ideologie, unter deren Einfluss der Kernel hergestellt wurde und die er gegebenenfalls reproduziert!
 Commoning könnte nun, um in dieser Analogie zu bleiben, den Kernel einer zukünftigen Lebens- und Wirtschaftsweise darstellen. Dies ist enorm facettenreich. Für mich sind folgende Aspekte besonders wichtig: Commoning bedeutet, das Nutzen in den Vordergrund zu stellen und das Besitzen in den Hintergrund zu rücken; dem Tauschwert die Bedeutung zu entziehen und nicht miteinander im klassischen Sinn Handel zu treiben; einander auf Augenhöhe zu begegnen; gelungene, fruchtbare, fürsorgliche Beziehungen – und es führt zu einem sich selbst organisierenden Ökosystem.«


Auf der Suche nach der Kartoffel
»Sich auf Augenhöhe begegnen« – immer wieder lesen wir diese Formulierung bei den Versuchen, Commoning zu beschreiben. Auch Silke Helfrich greift sie auf:
»Beim Nachdenken darüber, was es im Kern bedeutet, ›auf Augenhöhe konstruktiv zusammenzuwirken‹, wird mir bewusst, wie absurd es ist, dabei nach einem bestimmten Wesenskern oder Charakterzug zu suchen. Das verstellt den Blick. Mit Kartoffelsuppe ist das anders. Wir können alles Mögliche hinzutun oder weglassen – mit oder ohne Majoran, mit oder ohne Würstchen, pürieren oder nicht – ein Paar Möhren? Etwas Lauch? Mit Sahne verfeinern oder vegan servieren? Es gibt tausend Variationen, und es bleibt doch Kartoffelsuppe – es sei denn, wir lassen als Hauptzutat die Kartoffeln weg. Erst dann – und nur dann – geht es definitiv um etwas anderes. Nach dem Kern des Commoning zu fragen, heißt, um im Bild zu bleiben, nach den Kartoffeln des Commoning zu suchen. Freiwilligkeit sei eine Hauptzutat, sagen die einen; Besitz statt Eigentum sagen die anderen. Auch Tauschlogikfreiheit ist ein Kartoffelfavorit: nicht schnöde Geld gegen Waren, nicht einen Wert gegen einen (vermeintlich) gleichen Gegenwert zu handeln. All dies finde ich wichtig, denn es beschreibt wirkungsvolle Facetten des Commonings, und doch wird bei ihrer Beschreibung schnell etwas übersehen: Die Betonung auf Einzelaspekte katapultiert uns aus systemischem Denken heraus. Sie trägt durch diese Betonung den Keim der Ideologisierung in sich.
Wie lässt sich die Frage nach dem Wesentlichen nun beantworten, ohne dass diese Gefahr aufkommt? So wie es unzählige Kartoffelsuppenvariationen gibt, existieren auch unzählige Möglichkeiten, auf Augenhöhe zusammenzuwirken und dies als gelungen zu empfinden. Aber Commoning entsteht nicht wie ein Mittagessen: Zutat 1 + Zutat 2 + Zutat 3 + … + Zutat n = fertig. Die ­Sache ist komplexer. Nicht alles passiert immer ganz freiwillig – wie Daniel Schläppi es sehr lebensnah beschreibt –, aber ist es deswegen kein Commoning? Selbstverständlich kann nicht erzwungen werden, dass Menschen – auf allen Ebenen – auf Augenhöhe kooperieren, doch liegt zwischen Zwang und Freiwilligkeit noch eine vielfältige Welt von Möglichkeiten, abhängig von den jeweiligen (gesellschaftlichen) Handlungsbedingungen und Kontexten. Nehmen wir an, dass etwas – zum Beispiel Kartoffeln – gemeinsam produziert und verbraucht wird, doch die Produktion übertrifft alles, was die Beteiligten übers Jahr aufessen könnten. Die Überschüsse sollen nicht verschenkt werden, weil auch Dinge gebraucht werden, die nicht selbst hergestellt wurden, also entscheiden sich die Beteiligten, die Kartoffeln zu handeln – gegen Geld. Tauschlogik! Ist damit die Initiative kein Commons mehr? Nein, auch in Commons tun Menschen manchmal die Dinge, die wir aus der dominierenden Wirtschaftsform kennen – oft aus pragmatischen Gründen, weil sie damit Schnittstellen zu anderen Praktiken herstellen oder weil es in arbeits­teilig organisierten und (noch) nicht vernetzten Prozessen tatsächlich sinnvoll ist.
 Kein einziges der ›Muster des Commonings‹, die David Bollier und ich in unserem neuen Buch ›Frei, fair und lebendig. Die Macht der Commons‹, formulieren, stellt, so denke ich, die Kartoffel des Commonings dar. Denn Muster entfalten ihre Kraft und Wirkung – in jedweder Mustersprache – erst aus ihrer wechselseitigen Verbindung heraus.«


Die Haltung des Zueignens
Im komplexen Miteinander der Muster des Commonings, denen wir uns in den Artikeln dieser Ausgabe annähern, werden Haltungen oder »­Gesten« deutlich, die auf der Ebene des Seinsverständnisses liegen (siehe Seite 26). Das In-der-Welt-Sein, das eine Praxis des Commonings fördert, ist etwas sehr Naheliegendes. Es hat eben nichts damit zu tun, dass alle erst »gute Menschen« werden müssen, sondern es entsteht womöglich schlicht durch die Abwesenheit von gewissen Stressfaktoren, die in einer kapitalistischen oder gar totalitären Gesellschaft zur Tagesordnung gehören. Vielmehr entstehen bestimmte Haltungen durch »gute Erfahrungen« – zum Beispiel, dass die Welt mich nährt –, weil es im Commoning um die sinnvolle Organisation von Bedürfniserfüllung geht. Dazu gehört, mit dem Nährenden pfleglich umzugehen, was jegliche Ausbeutung von Lebensquellen verbietet. Ein In-der-Welt-Sein als Sorgende, die ihrerseits Zuwendung erfährt – könnte das nicht eine völlig selbstverständliche Erfahrung sein, die Menschen im Verlauf ihres Heranwachsens machen können?
Commoning schwingt zwischen scheinbar entgegengesetzten Polen, wie einerseits das aktive Pflegnutzen und andererseits das Umsorgtwerden durch andere, einerseits die eigene Freiheit und Gestaltungskraft und andererseits die Abstimmung mit anderen zum Wohl eines Ganzen. Dabei wird beides nicht als Gegensatz gedacht, sondern als etwas, das gleichzeitig in vollem Ausmaß präsent sein kann. Daraus erklärt sich auch, warum auf Eindeutigkeit ausgelegte Begriffe wie »Eigentum« in der Logik der Commons nicht tragen. Das Ziel einer kapitalistischen Gesellschaft, sich möglichst viel anzueignen, stülpt sich durch Commoning um in die Praxis der Zueignung: Ich widme mich einem Stück Land, einem Gebäude, einem Projekt, einem Forschungsvorhaben, einem anderen Menschen, indem ich mich dem anderen zueigne. Das geht weit darüber hinaus, sich als »Teil« von etwas zu fühlen: Es ist eine andere Art, das Sein zu erleben. Ich bin das Land, bin das Projekt, bin das andere, dem ich mich zueigne.

 

Kein Versteckspiel mehr
Vor Jahren habe ich, eher aus Zufall und Neugier, eine Ausbildung zum Mediator absolviert. Ich wusste zwar, dass es um Konfliktlösung oder Streitschlichtung gehen würde, mehr aber nicht. Während der ersten Ausbildungseinheiten wurde mir dann plötzlich die Bedeutung und Tragweite eines Mediationsverfahrens bewusst: Zwei oder mehrere Konfliktparteien erarbeiten völlig eigenständig, ohne sich auf gesellschaftliche oder formale Regeln zu berufen, die Lösung für ihren Konflikt aufgrund ihrer Bedürfnisse. Dabei sind der wechselseitige Respekt und der Platz für die eigenen Gefühle und diejenigen des Gegenübers wesentliche Faktoren für das Gelingen. Die Aufgabe des Mediators besteht ausschließlich darin, darauf zu achten, dass genau dies möglich wird und bleibt.
Dieses Verfahren schien mir gesellschaftlich revolutionär zu sein, weil sich hier Menschen tatsächlich mit nichts anderem als sich selbst und den eigenen Gefühlen begegnen und sich weder hinter gesetzlichen Regelungen noch hinter irgendwelchen Vertretern verstecken können. Wie im Commoning, das sich auch immer wieder neu entfalten muss, steht die Beziehung zwischen den Menschen im Vordergrund; sie wird im Rahmen des Verfahrens durch besseres wechselweises Verstehen eher vertieft.  Hannes Zagar

 

Mehr Zeit fürs kollektive Pflegnutzen
Seit 2019 stellt unser Allmendhof, der sowohl landwirtschaftliche als auch soziale Aspekte mit Blick auf die Erde berücksichtigt, im Rahmen eines Ackerkollektivs Flächen für die ganzjährige Selbstversorgung zur Verfügung. Immer wieder geht es ums Pflegnutzen, das gemeinsame Sorgetragen und das Ausprobieren: Wir rufen zu Nachernteaktionen auf, probieren eine manuelle Landwirtschaft und verarbeiten das Produzierte vor Ort.
Manchmal sind aber die Kirschen reif oder das Dach ist noch nicht fertig, und kaum jemand kommt zum Allmendetag. Was zu tun ist, wird trotzdem gemacht – von wenigen –, und deshalb fühlt sich das Ergebnis nur halb so gut an, als wenn mit vielen gemeinsam Heuballen mit der Hand aufgerollt oder Kirschen entkernt werden können, Getreide mit Sensen geerntet, zu Garben gebunden oder der Streuobstwiesen­bestand ums Dorf gepflegt werden kann.
Ein pflegnutzender Lebensstil verlangt nach viel mehr Zeit, als die jetzige gesellschaftliche Organisationsform den einzelnen lässt. Verbinden wir ihn mit Prozessen des Commonings, bedarf es obendrein noch mehr Zeit für das Pflegen tragfähiger Beziehungen.
Wir brauchen Unterstützung auf einer gesamtgesellschaftlichen Ebene: Warum nicht den freien Freitag für die Pflege der Allmenden einführen?  Ann-Marie Weber und Niels Noack

 

»Commoning« als Schmiermittel von Kollektivität
Seit gut acht Jahren lebe ich in einer Genossenschaftssiedlung aus 37 Reihenhäusern in der Agglomeration von Bern, der Hauptstadt der Schweiz. Mehr als die Hälfte der Häuser werden noch von Menschen aus der Gründergeneration bewohnt. Zusätzlich zu mehreren Vollversammlungen pro Jahr gibt es Arbeitstage, an denen die Umgebung gepflegt wird. Ein gewählter Vorstand kümmert sich um die Verwaltung. Wer hier lebt, hat sich seine Nachbarinnen und Nachbarn nicht ausgesucht. Einige pflegen freundschaftliche Beziehungen, andere wollen eher nichts miteinander zu tun haben. Auch nach acht Jahren gehe ich weder freiwillig noch freudig zu einem solchen Arbeitstag. Er ist körperlich, seelisch und hinsichtlich der Gruppendynamik aufreibend, doch essenziell für den Fortbestand der Struktur, von der das Wohlergehen von 37 Haushalten abhängt.
In einem solchen Kontext meint »Commoning« für mich alles, was Menschen an kollektiven Praktiken und Ritualen willkürlich »erfinden« oder auch unwillkürlich leben, um den Zwang und die Mühsal des Kollektiven zu übertünchen. Dies sind kulturelle Handlungen, die weder verschriftlicht noch aktiv eingeübt, sondern in lebensweltliche Routinen eingebettet werden. Das fängt bei der Begrüßung am Morgen eines Arbeitstags an, wenn die Verantwortlichen bei der Verteilung der Arbeiten in der Runde augenzwinkernd Witze machen über notorische Drückeberger und Arbeitstiere, die sich nicht unter Kontrolle haben, wenn man ihnen eine Motorsäge in die Hand gibt. Die Organisatorinnen begründen und legitimieren damit nicht nur ihre (wohlüberlegte und nur vordergründig ungerechte) Arbeitszuteilung, sie geben sich auch als Träger von implizitem Wissen über die Organisation und ihre Mitglieder zu erkennen. Dies trägt situativ zur Homogenisierung der Gruppe bei, zumal die Sprüche niemanden wirklich verletzen. Danach fügen meist andere Leute kleine Aperçus von früheren Ereignissen und Erlebnissen ein. Sie vermitteln damit, dass dieses Wissen ein wichtiges kollektives Erbe darstellt, das aber nur dann etwas wert ist, wenn es geteilt und gemeinsam erinnert wird. Kommt es selten mal zu Meinungsverschiedenheiten in punkto Arbeitsorganisation, streut ein Gründungsmitglied ein, wie man das früher gemacht hat. Dann geht es ans »Gemeinwerk«.
Beginnt dann der Schweiß zu fließen, verflachen alle Ungleichheiten in der Arbeit – der Informatiker mit Diskurshernie wird beim Kompostschaufeln langsamer sein als die von Oma Meier eigens herbestellte Enkeltochter, eine leidenschaftliche Leichtathletin, weil alle zu einem guten und möglichst frühen Ende kommen möchten. Allfällige Unzufriedenheiten über die Organisation werden ausgeblendet und vielleicht später informell oder im Idealfall in eine der nächsten Versammlungen eingebracht.
Die beschriebenen Vorgänge sind anstrengend und auf Dauer potenziell frustrierend, aber sie machen »Commoning« aus. Es ist das informelle, kulturelle Schmiermittel einer funktionierenden Kollektivität. Es geht dabei nicht um Effizienz – im Gegenteil, manchmal ist genau Ineffizienz der Schlüssel zu gelingendem Gruppenhandeln! Commoning hat seinen eigentlichen Nutzen darin, dass es sich besser anfühlt, ein Ergebnis gemeinsam erreicht zu haben, als wenn ein Haufen gut instruierter und motivierter Einzeltäter das gleiche Ergebnis in der halben Zeit erreicht hat. Deshalb gibt es am Ende jedes Arbeitstages eine kleine, prosaische Feier. Frauen und Männer stehen im Kreis, prosten sich mit einem lauwarm gewordenen Flaschenbier zu, essen die von der Verpflegungspause übriggebliebenen Brote, unterhalten sich in kleinen Gruppen. Es werden spontane Eindrücke verarbeitet, private Dinge aufs Tapet gebracht, jemand erzählt, wo es gerade günstig Blumenerde zu kaufen gibt oder dass ein neues Vorstandsmitglied gesucht wird.
Commoning ist eine Lebenseinstellung, die uns die Summe von Umwegen und Verzögerungen akzeptieren lässt, die jede kollektive Lebenskultur zwingend in sich trägt. Kollektives Handeln und Entscheiden fordert den gesunden Menschenverstand heraus, und der hat bekanntlich kaum etwas mit der reinen Vernunft gemeinsam, weil er der gemeinsamen Sache zuliebe durchaus auch Irrationalität und Dummheit ihren Platz einräumt. In kollektiven Aushandlungsprozessen wider besseres Wissen nicht auf das bessere Argument zu pochen, ist auch eine Spielart von »Commoning«.  Daniel Schläppi

 

Vertrauen als Gabe
Vertrauensbeziehungen sind Beispiele gelingender sozialer Praxis, die gesellschaftliche, gemeinwohlorientierte Koordination jenseits von Tauschlogik und Berechnung möglich machen. Was macht diese Beziehungen so unvergleichlich stabil und zugleich lebendig? Warum fühlen sie sich so leicht, fraglos und in existenzieller Weise mit dem eigenen Selbstverständnis verwoben an? 
In Vertrauensbeziehungen zeigt sich auf eine beispielhafte Weise, dass wir keine isolierten Atome sind. Wir sind vielmehr Inter-Subjekte – erst durch den anderen gewinnen wir in einem Prozess gegenseitiger Anerkennung ein Verständnis unserer selbst im Verhältnis zur Welt. Vertrauen vollzieht sich im Rahmen eines intersubjektiven, höchst freiwilligen Prozesses. Im Vertrauen erkennen wir einander in unserem spezifischen, unverwechselbaren Sein an; es kann nicht einseitig hergestellt, erzwungen oder eingefordert werden – im Gegenteil: Vertrauen ist tiefste Anerkennung spezifischen, unverwechselbaren Seins.
Diesem Sein, das stets schöpferisch ist, sind im Vertrauen keine Grenzen gesetzt. Insofern ist Vertrauen eine Gabe, die sich die Vertrauenden einander erweisen – jenseits der Berechnung und Kontrolle von Leistung und Gegenleistung, Geben und Nehmen, Kredit und Schuld. Vertrauen ermöglicht Hingabe – das Sich-selbst-Hingeben an das schöpferische Sein, das immer dasjenige des anderen und das schöpferische Sein-in-der-Welt einschließt. Solche Gegenseitigkeit würdigt, fördert, nährt und erhält unser Sein. 
In der Logik von Tausch, Berechnung und Egoismus sowie den zugehörigen Prozessen von Kommerzialisierung und Ökonomisierung werden diese lebenswichtigen Erfahrungen strukturell unterbunden und grundsätzlich missverstanden. Im Unterschied zur rein marktlichen Koordination sind es aber jene gelingenden kooperativen Beziehungsformen, die verlässliche, selbstverständliche, am Gemeinwohl orientierte gesellschaftliche Koordination ermöglichen. Wenn wir Beispiele gelingender sozialer Praxis verstehen und kultivieren wollen, müssen wir auch die Dogmen und Strukturen des liberalistischen und physikalistischen Denkens zur Sprache und ins Bewusstsein bringen.  Michaela I. Abdelhamid

 

Weltwandel: Das geteilte Ich
»Commoning«, Teil der Allmende zu sein, heißt, Leben zu erzeugen. Commoning ist darum nichts anderes als die bewusst vollzogene Mitgliedschaft im Ökosystem der Erde. Dazu gehören die Elemente, die Erde, der Stein, das Wasser, die Lebewesen, von denen wir Menschen eine Art darstellen. Dieses Ökosystem, der Blaue Planet, Gaia, das göttliche Wesen, hat nur ein Begehren: fruchtbar zu sein. Es will Lebendigkeit erzeugen. Commoning heißt Leben stiften.
Aus diesem Gedanken bestand die erste, früheste Idee des Kommunismus, denn um Leben zu erzeugen, darf es kein Monopol auf Leben geben, durch das einige Wenige über die Fruchtbarkeit des Ganzen herrschen. »Das produktive Leben […] ist das Leben erzeugende Leben«, schrieb Karl Marx in seinem weitsichtigsten Werk, den Manuskripten von 1844. Darin verstand er die Wirklichkeit als einen gemeinsamen Prozess. Es ist kein Zufall, dass die Begriffe »Kommunismus« und »Commons« sprachlich eng verwandt sind. 
Marx’ ursprüngliche Vorstellung des Commonings bestand dar­in, dass der Mensch den Wunsch hat, das mit allen geteilte ­Leben der Ökosphäre bewusst zu erzeugen. Wird ihm dieser verwehrt, ist er von sich selbst entfremdet. Dem Rest der Biosphäre geht es freilich nicht anders: Alles Leben ist gleich, weil es fruchtbar zu sein begehrt. Die Biosphäre ist eine egalitäre Gemeinschaft, zu der alle Wesen beitragen und alle Formationen der Materie, je nach ihren Fähigkeiten, je entsprechend ihren Bedürfnissen. 
Die Tragödie des Kommunismus besteht darin, dass er diese zentrale Einsicht von Marx verschenkte. Für ihn – und die intellektuelle Linke seitdem – ist das Leben auf der Erde, also ihre Ökologie, ein Ding. In diesem Irrtum unterscheidet sich der Kommunismus nicht vom Kapitalismus: Statt die Wirklichkeit als gemeinsam geteilten Körper zu nähren, wird sie für eine Elite zur Selbstbereicherung freigegeben. Sie hat vorgeblich nichts mit der menschlichen Existenz zu tun. Marx hatte das zuerst anders – und richtig – verstanden. Er schrieb: »Die Natur ist der unorganische Leib des Menschen […] Die Natur ist sein Leib, mit dem er in beständigem Prozess bleiben muss, um nicht zu sterben.«
Der Kommunismus machte nicht nur den Fehler, die Natur auszuschließen und damit einen Teil der menschlichen Wahrheit zu verkennen und so den Menschen letztlich doppelt von sich zu entfremden. Vor allem verriet er in seinem Kampf um das Recht, als Leben Leben zu erzeugen, den mächtigsten Verbündeten: das Leben selbst. Wenn die Natur ein Ding ist, dann kann sie nicht mit den entrechteten Menschen solidarisch sein – und diese können nicht verstehen, dass ihre Entrechtung in Wahrheit darin besteht, dass ihnen die Fruchtbarkeit des eigenen Lebens genommen wird.
Erst wenn die mehr-als-menschliche Welt als außerkörperlicher Teil unseres Körpers wieder eine Akteurin im eigenen Recht ist, werden wir entrechteten Menschen die Kraft haben, den Kampf um unsere Fähigkeit, Leben zu erzeugen, zu gewinnen. Darum ist es wichtig, nicht mehr von der Erde als einem Ding zu sprechen, sondern sie als ein lebendes Wesen anzusehen, das ein Begehren hat, einen Willen: den Willen, lebendig zu sein und Lebendigkeit zu erschaffen. In diesem Begehren ist sie unser großer, unser eigentlicher Körper. Als Teil dieses Begehrens sind wir unsterblich.
Jetzt, im Anthropozän, in der Zeit der Klimakatastrophe und des Insekten-Holocausts, erfahren wir endlich am eigenen Leib, dass der große Körper der Erde Akteur ist: Werden seine Bedürfnisse vergessen, hat das existenzielle und letztlich für uns selbst tödliche Konsequenzen.
Der große Körper der Erde ist heute schlimmer geschunden, als es die der Arbeiter und Entrechteten je waren. Aber seine Wunden sind keine anderen als unsere. Auch seine Freiheit wird unsere sein, und ohne sie wird gar keine Freiheit sein. Diese Freiheit aber ist keine Ermächtigung zu Konsum, Verzehr und Verbrauch. Vielmehr ist sie die Freiheit, Leben zu erzeugen und dieses Leben als eigene Individualität zu gestalten.  Andreas Weber

 

In der Schlange
Ich warte seit einer halben Stunde in der Essensschlange und habe Hunger. Anderen geht es wohl genauso, denn jemand ruft: »Wir könnten das Essen viel schneller ausgeben, wenn drei Menschen helfen würden.« Alle scharren mit den Füßen – jemand ruft zurück: »Wie viel zahlt ihr die Stunde?« Die Essensschlange und die arbeitswilligen Personen verhandeln den Stundenlohn, dann geht es endlich schneller. Anders bem tauschlogikfreien Camp »Move Utopia«: Drei Menschen melden sich und helfen. Es scheint ihnen sogar Spaß zu machen, und die Essensschlange bedankt sich erleichtert.
Hier geschieht Commoning: Menschen tun, was ihnen wichtig ist, und nicht das, wofür sie bezahlt werden. Die Kooperation basiert auf Motivation und nicht auf Zwang. Geld bedeutet Zwang: Wir zwingen uns gegenseitig dazu, füreinander zu arbeiten. Da wir von diesem Erzwungenen möglichst wenig tun wollen, wollen wir möglichst alles, was wir brauchen, dafür bekommen. So ist es gut begründet, möglichst wenig bezahlen zu wollen – damit unterstützen wir aber Mastbetriebe, miserable Arbeitsbedingungen und Umweltzerstörung.  Simon Sutterlütti

 

Michaela I. Abdelhamid (41) ist Philosophin, freie Autorin und Mitglied der SoLaWi Mainz. Ihr Buch »Die Öko­nomisierung des Vertrauens« erschien 2018 bei transcript. www.torial.com/michaela-i.abdelhamid

Malte Cegiolka (26) beschäftigt sich seit einem Südamerika-Aufenthalt mit Fragen nachhaltiger Landnutzung. Er baut mit einer jungen Gemeinschaft im brandenburgischen Brück eine Allmendestruktur auf. www.bildungs-bande.de

Silke Helfrich (51) ist Autorin, Bloggerin und vielgebuchte Rednerin. Die Mitbegründerin des Commons-Instituts und der Commons Strategies Group lebt und arbeitet im Jagsttal.

Julia Petzold (27) studierte Regionalentwicklung und Naturschutz. Ihre Masterarbeit untersucht, inwieweit Commoning-Muster Anregungen zur Gestaltung von Lehr- und Lernprozessen für nachhaltige Entwicklung geben können.

Daniel Schläppi (51) lehrt und forscht an der Universität Bern über kollektive Ressourcen. Commoning praktiziert er als Genossenschafter, international renommierter Musiker und im Familienhaushalt. www.danielschlaeppi.ch

Christian Schorsch (38) arbeitet als Fachinformatiker
 im wissenschaftlichen Umfeld. Er versucht, mit Permakultur und Commoning bewusst auf seinen Lebensstil und sein gesellschaftliches Umfeld einzuwirken.

Simon Sutterlütti (28) befasst sich als Soziologe mit
Themen wie Transformation, Commons und Utopietheorie. Er ist aktiv im Commons-Institut und bloggt auf Keimform.de

Ann-Marie Weber (38) und Niels Noack (35) pflegen
den Allmendhof in Holzhausen bei Marburg und veranstalten unter anderem gärtnerische Bildungsveranstaltungen. www.allmende-holzhausen.de

Andreas Weber (51) zeichnet als Philosoph und Biologe ein Bild der menschlichen Kreativität als Teil alles Lebens in einem lebendigen Kosmos. www.autor-andreas-weber.de

Hannes Zagar (62), Unternehmensberater und Mediator, lebt in Italien und beschäftigt sich mit alternativen Lebensformen und Permakultur im umfassenden Sinn.

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