Titelthema

Kapitel 1

von Der Schwarm, erschienen in Ausgabe #40/2016
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Werner, wagen wir ein Gedankenexperiment: Du versetzt dich in eine Epoche der Weltgeschichte. Welche Zeit wählst du – und wer bist du?
Ein Bauer im frühen Hochmittelalter – der Zeit der ersten Kreuzzüge, als die Frauen zu Hause das Wirtschaftsleben organisierten und Persönlichkeiten wie Hildegard von Bingen hohes Ansehen genossen. Eine weise Frau wie sie hätte ich damals um Rat gefragt.
Warum suchst du Rat?
Ich bin verzweifelt. Meinem Dorf werden die Allmenden* genommen, der Grundherr reklamiert die Wälder für sich, ich bin nicht mehr bereit, dem Ritter den Zehnten zu zahlen. Ungerechtigkeit und Willkür hätte ich zu keiner Zeit dieser Welt ertragen.
Bei Nacht und Nebel hast du also den Hof verlassen und suchst die weise Frau auf. Was wirst du sie fragen?
»Kannst du meine Meistin sein?« Ich bin bereit, beträchtliche Zeit in die Aufgabe zu investieren, die sie mir geben wird.
Werner, wechsle jetzt die Perspektive: Du bist die Meistin. Was antwortet sie dem rebellischen Bauernburschen?
Sie sagt: »Geh nach Hause und kümmere dich um die Bienen!«

Die »Meistin« und die Bienen – zwei Metaphern des Omnibusfahrers Werner Küppers. »Meistin« – die weibliche Form von »Meister« – wird von ihm durch Weglassung der Endsilbe »-er« auf gleichen Rang mit der männlichen gehoben.
Werner Küppers lebt von Frühjahr bis Herbst im »Omnibus für Direkte Demokratie«, fährt in dem weißen Doppeldeckerbus mit dem goldenen Kronenband durch die Lande, stellt mit seinen Helferinnen (»­Helfinnen«?) und Helfern auf den Marktplätzen sein Tischchen auf und spricht mit den Menschen über die Notwendigkeit, gemeinsam selbstbestimmt zu handeln. Mindestens jedes zweite Jahr macht der Omnibus in Klein Jasedow Station. Im ganzen Land gibt es Haltestellen an bekannten und weniger bekannten Orten des guten Lebens*, die der Omnibus auf seine Weise verbindet. An all diesen Orten setzen sich Menschen mit Herzblut für etwas ein, das sie oft »den Wandel« nennen. Wandel wohin? Hin zu einer »enkeltauglichen«* Gesellschaft? Lassen sich Missstände überhaupt wandeln? Was verlangt diese Zeit von Menschen, die mit offenen Augen von ihren wunderbaren Inseln oder Halbinseln des guten Lebens in die Welt schauen?
Wie bei jedem Besuch des Omnibus lassen wir auch Anfang Juli, zu Beginn unserer Forschungsreise für dieses Heft, gemeinsam mit Werner Küppers die Gedanken weit schweifen.

Die spontane Zeitreise bringt uns staunend in die Gegenwart ­zurück.
»Was sagt die ›Meistin‹ zum Burschen?« – »Sie sagt: Geh nach Hause, und kümmere dich um die Bienen!«
Was für eine Antwort! Metaphern ballen die Wahrheit, die ja immer mehr als nur eine Dimension umfasst, zu einer Saatbombe. Wir spüren die Keimkraft der Saat in uns explodieren.
Die folgenden vierzig Seiten dokumentieren nichts anderes als den Prozess des in uns keimenden Verstehens.

Der Bauernbursche – ganz offensichtlich hat er vor 1000 Jahren (oder wohl schon 1000 Jahre früher jemand anderes) seinen Job nicht gemacht, sonst wären wir heute nicht da, wo wir sind. Wer sich »um die Bienen« kümmert, trägt eine umfassende Sorge für das Land und das Leben darin: Gedeihen ermisst sich am Wohl der Biosphäre und nicht »Wohlstand« am Maß des Konsums. Der Unterschied zwischen heute und damals ist nur scheinbar beträchtlich, da wir heute das Ausmaß des menschengemachten Weltschadens global über­blicken. Doch wäre der Bauernbursche dem Rat der Meistin gefolgt, hätte er dann Unrecht beseitigen, Landraub vereiteln und den Extraktivismus* im Keim ersticken können? Warum hat sie ihm nicht zur Revolte geraten? – Offenbar gibt es etwas zu lernen, bevor wirk­sames, politisches Handeln möglich ist.

»Die Bienen«. Wer imkert, muss den Organismus »Bienen­volk«, den sogenannten Bien, verstehen. Kein Bienentier ist als einzelnes Wesen überlebensfähig; nur indem sie aufs engste zusammenwirken, gibt es für den Bien Nahrung, Fortpflanzung, Wärme und Schutz. Indem die Bienen Nektar saugen und ihn, mit ihren Verdauungssäften angereichert, als Honig in die Wabenzellen erbrechen – für uns eine der köstlichsten Substanzen der Welt –, bescheren sie dem Land Fruchtbarkeit: Quasi nebenbei bestäuben sie die Fortpflanzungsorgane der Pflanzen – wir nennen sie Blüten.
Das Zusammenwirken Vieler zum gemeinsamen Gedeihen ist nichts Sentimentales, kein Grund für ­Romantik. Es ist elementar für das Überleben nötig. Das lässt sich täglich bei so grundlegenden Tätigkeiten wie dem gemeinsamen Führen eines Haushalts erleben. Freilich können wir Menschen dieser elementaren Sozia­lität einen schönen Kultur-Mantel überwerfen. Doch wenn wir darüber vergessen, dass der Honig unserer Kultur mit dem Sorgen um das gute Leben auch der mehr-als-menschlichen Welt* unmittelbar zusammenhängt, werden wir aussterben und unzählige Wesen mit in den Tod reißen.

Deshalb: »Kümmere dich!« – Viele Menschen kümmern sich hingebungsvoll und ehrenamtlich um etwas. Doch sind wir auch als ganze Gesellschaft dazu in der Lage? Und zwar nicht nur in Not­situationen oder während einer relativ kurzfristigen Herausforderung, die etwa zu einer »Willkommenskultur« angeregt hat?

»Geh nach Hause!« – Seit die ersten Stämme der Gattung Homo aufgebrochen sind, ihre Territorien zu erweitern – aus welchen Gründen auch immer –, ist die Historie der Menschheit eine Geschichte von Eroberung, Vertreibung und Entwurzelung* – mit all den bekannten physischen und vor allem psychischen Folgen. Bis heute sind die »Entdecker« neuer Welten, etwa Christoph Kolumbus, gefeierte Helden – ja, Neuland zu entdecken, das gilt etwas, das passt zum Paradigma des Fortschritts! Zu Hause bleiben nur die Langweiler.
»Geh nach Hause«, sagt die Meistin. Das ist für den zur Revolte bereiten Bauernburschen nicht leicht zu verkraften. Geht es ihm nicht gerade darum, eine neue Ordnung zu etablieren? Muss dazu nicht Altes beseitigt werden, notfalls mit kraftvoller Gegenwehr? Ist nicht die Macht des Nein-Sagens stets mit einer aggressiven Komponente verbunden? Bedeutet nach Hause zu gehen nicht, schmählich den Zagel einzuziehen (wie der Schwanz des Hundes heißt und wovon sich das Wort »verzagt« ableitet)?
Auch uns, die wir Oya in die Welt schicken, um aktiv den Wandel zu befördern, fordert dieser Rat der Meistin heraus: Sollten wir nicht ständig auf allen relevanten Konferenzen zum gesellschaft­lichen Wandel unterwegs sein, Kontakte knüpfen, neue spannende Projekte, Autorinnen und Autoren kennenlernen, neue Abonnenten und Genossenschaftsmitglieder werben?
Der Zweifel ist gesät: In dieser nach außen gerichteten Bewegung bleiben wir Teil der Megamaschine*. Sie stellt uns ihre Appa­rate, Treibstoffe und Kommunikationsadern zur Verfügung, und wie anders, als dass wir sie nutzen, könnten wir die in Oya versammelten Botschaften verbreiten – wie die Bienen den Pollen? Doch wenn wir es ernst meinen und den megatechnischen Pharao* schwächen wollen, wo immer wir können – müssen wir dann nicht tatsächlich »nach Hause gehen« und etwas lernen, nämlich das Bienenhafte an unseren Tätigkeiten zu begreifen? Können wir Oya wie ein Bienenvolk auffassen?

Nehmen wir eine beliebige Konferenz zu Themen wie Nachhaltigkeit, Gemeingüter, Postwachstum, Degrowth, solidarische Ökonomie: Für einen Moment scheinen die Menschen wie ein Bienenschwarm in einem Gebäude zu hängen, schlagen mit ­ihren Flügeln, erzeugen Wärme, erfüllen unterschiedlichste Aufgaben. Manchmal lässt sich erahnen, wie es ist, wenn viele in einem ­großen Organismus zusammenwirken. Doch diese Momente sind selten. Meist blicken wir in angestrengte Gesichter der Organisatorinnen und Organisatoren, die ihr Bestes geben, sich dabei aber überanstrengen. Und aus den Gesichtern von Teilnehmenden spricht, dass sie mit diesem oder jenem unzufrieden sind. Der primäre Sinn des Zusammenkommens scheint nicht darin zu liegen, sich selbst, andere und die Welt zu nähren und zu stärken, sondern ein möglichst beeindruckendes Programm zu absolvieren. Tausende von Rädern der Megamaschine greifen in den Bienenstock und zermalmen ihn: Verpflichtungen gegenüber Förderern, Zeitdruck, Geltungsbedürfnisse. Wie wäre ein Zusammenkommen von Menschen gestaltet, die sich ungestört als Bienenschwarm finden und organisieren dürften?

Werner Küppers Das Geworfensein sehe ich als besondere Qualität. Während ich mit dem Omnibus unterwegs bin, suche ich mir keine Menschen aus, habe keine »Zielgruppe«. An mir wird vorbeigespült, wer immer unterwegs ist. Auf die Frage »Warum tun Sie sich das an?« gebe ich aus vollem Herzen die Antwort: »Wie hätte ich Sie denn sonst treffen sollen?« – Ein Problem schreit mich an: Wir müssen unsere Kommunikations­fähigkeiten verbessern, unsere Sinne aufspannen, aufhören zu theoretisieren und uns gegenseitig zu spalten. Nur in der Gegenwärtigkeit erreiche ich etwas. Dar­um geht es – um höchste Gegenwärtigkeit.
Der Konsum überwältigt alles. Der frisst Persönlichkeiten. Bei der großen TTIP-Demo habe ich mich geekelt! Ich habe mich überreden lassen. Aber die Veranstaltung war voll in den Konsum integriert. Es gab dumme Musik, und wir hatten ein unsägliches Schild: »Wir sind der Souverän!« Das ist ein blödsinniger Satz – souverän ist man nicht per se, sondern das kann man bestenfalls werden; dazu muss man wissen, was »Souveränität« bedeutet, dafür muss man arbeiten.

Johannes Heimrath Die Meistin sagt: »Kümmere dich um die Bienen!« – Warum?
WK Aus einer heilerischen Perspektive. Um mich zu heilen, mich heiler zu machen.
JH Wenn ich das höre, sagt es in mir: »Das tue ich schon.« Die Biene prangt zum Beispiel im Logo unserer Kampagne »Ackergifte? Nein danke!«. Der Omnibus ist wie eine Bienenkönigin, die durch die Lande fährt und den Schwarm sammelt …
WK Bei unseren Gedankenspielen stoße ich auf das Spannungsverhältnis zwischen Theo­rie und Praxis. Ich entferne mich immer mehr von der üblichen Art des ­Argumentierens, in dem sich Meinungen voneinander abgrenzen und ­Begründungen aufeinander aufbauen, ­logische Ketten von dem wegführen, was eigentlich gemeint ist. Viel näher als Theorie ist mir die Idee des Entwurfs: Ich entwerfe etwas, womöglich jenseits logischer Argumente, und übernehme Verantwortung für die Gestalt, die ich da in die Welt setze. So kann ich in den gesellschaftlichen Organismus hineinwirken – dieser Organismus umfasst alles, auch die Bienen, die Landschaft und die Zeit. Es geht um Wirkungen, die sich anfassen lassen, nicht um Buchstaben.
JH Die Fähigkeit, Theorien zu bilden, ist den Menschen gegeben. Auch dein Entwurf folgt einer Logik.
WK Aber einer anderen als den üblichen Argumentationen, in denen es heißt, die Erfindung der Atombombe sei ein notwendiger Schritt auf dem Weg zur Hochzivilisation gewesen und diese heutige, arbeitsteilige Welt sei der Gipfel des Fortschritts. Dieses Selbstverständnis ist so weit entfernt von dem der meisten indigenen Völker, die als höchsten Wert den Ausgleich mit der Schöpfung anstreben. Ich kann nicht nachvollziehen, dass alle Entwicklungen der westlichen Welt tatsächlich notwendig gewesen wären. Manche Ethnien haben sich in der Vergangenheit bewusst gegen ­Theorie entschieden oder haben zum Beispiel das Rad nicht genutzt.
JH Sie sind zu Hause geblieben und ­haben sich um die Bienen gekümmert. Deshalb hält man ihre »Stufe« der Zivilisation für »niedrig«. Dabei war nur ihre Orientierung eine andere.
wk Ja, Orientierung – ich sehe ein Riesenproblem: Die jungen Leute sind heute nur mit Orientierung beschäftigt. Ich habe hier 16-Jährige, die in die Omnibus-Arbeit einsteigen – denen muss ich nichts beibringen, die sind in ihrem kurzen Leben regelrecht verzweifelt beim Gedanken dar­an, dass sie Jahre damit verbringen werden, Credit Points zu sammeln. Das ist zum Hauptthema einer ganzen Generation geworden.
Für die jungen Leute im Omnibus bin ich manchmal die Meistin und versuche, die Aufmerksamkeit auf das Notwendige zu lenken. Was ich dabei oft sage: Immer schön lokker bleiben! Lokker hat bei mir zwei »k«, damit sich alles richtig durchschütteln kann. Wer sich in Lokkerheit an die Arbeit macht, geht die Dinge künst­lerisch an, wendet sich ihnen aufmerksam und liebevoll zu, trifft klare Entscheidungen. Verkrampfungen, Missmut und Neid erübrigen sich …

Mangelnde Orientierung – es mangelt nicht an Wegweisern! Sie zeigen in alle Richtungen. Sie widersprechen sich, sie zeigen in den Abgrund der Auslöschung der menschlichen Welt, und sie zeigen in eine »herrlich grüne« Technikzukunft. Sie verweisen auf den Tag, an dem wir die Lebensquellen, die die Erde in einem Jahr regenerieren kann, aufgebraucht haben und von da an auf Pump leben – der »Welterschöpfungstag«* war in diesem Jahr der 8. August! –, und sie behaupten, dem menschlichen Ingenium würde noch rechtzeitig einfallen, wie wir uns aus dieser Misere befreien können – es sei doch bisher immer noch gutgegangen.

Das alles erzeugt ein großes Nicht-Wissen. Können wir das dieses eine Mal nicht als Schwäche verurteilen, sondern darin eine Chance erkennen, die es jetzt zu klug zu nutzen gilt? Zu wissen zu glauben, war bisher der größte Holzweg, auf dem der Mensch einherstolziert ist. Gibt es so etwas wie eine »Kultur des Nicht-Wissens«?

Zweifelnd kehrt der Bauernbursche abends auf seinen Hof zurück. Er will doch die Ungerechtigkeit aus der Welt schaffen, einen starken Plan entwickeln! Stattdessen soll er ins Land des Nicht-Wissens gehen, nur mit den Bienen als Orientierung? Doch als er sich zur Ruhe begibt, fühlt er sich erlöst, beruhigt, ­bescheiden, offenherzig, entschieden gegenwärtig und ohne Angst vor offenen Fragen. Er ist im Einklang mit dem, was ist. •••

 

Werner Küppers (66) fährt seit 2001 den Omnibus für Direkte Demokratie. Das Manövrieren des Doppelstöckers ist für ihn Präzisions­arbeit. Er kümmert sich um die Logistik und tauscht sich mit den Menschen auf der Straße und den Mitwirkenden im Omnibus über die Idee der Volksabstimmung und kulturelle und politische Entwicklungen aus. www.omnibus.org

 

Metamorphose
Der Weg, den das Bienenwesen nimmt, ist zyklisch: Ei, Larve, Puppe, flugfähiges Insekt, Ei … Welches Lebensphänomen ist das Ziel des Kreises: das Ei? die Larve? die Puppe? das flug­fähige Insekt? Die Bestimmung des Letzeren ist es, die eier­legende Königin zu versorgen, die Larven zu füttern und die Wärme im Stock zu regulieren. Ist das Insekt, das wir »Biene« nennen, wirklich »die Biene«? Oder gilt der Name dem ganzen Zyklus – ist das Ei auch »die Biene«, die Larve, die Puppe? Sind Ei, Larve, Puppe und Flügeltier jeweils andere Wesen? Warum lassen wir den Zyklus beim Ei beginnen und beim fliegenden Insekt enden? Müssten wir nicht die Larve als Ziel der Meta­morphose ansehen, denn sie ist es, die aus dem Ei schlüpft. Und damit es weiterhin Larven gibt, bedarf es der Puppe und des geflügelten Insekts, denn nur dieses – ­genauer: eine hochspezialiserte Variante davon, die Königin, die Stockmutter, von der alle Indivi­duen des Volks abstammen – kann neue Eier ­legen, aus denen das Ziel des Zyklus, die Larve, schlüpft?
Es scheint zu unseren mentalen Bedingtheiten zu gehören, dass wir uns an dem »erwachsenen« Insekt begeistern – weil es uns Menschen am ehesten gleicht: es arbeitet, bewegt sich selbständig und scheinbar frei, ist offenkundig nützlich und eregt beim Tanz auf den Geschlechtsteilen der Pflanzen unseren Schönheitssinn. Nie würden wir uns mit der Larve – dieser ­ekligen Made! – identifizieren, die sich faul in ihrer Zelle räkelt, in sich hineinstopft, was die emsigen Flügelsklavinnen aus sich hervorwürgen und heranschleppen – Futtersaft, Honig und Pollen –, die nichts arbeitet, immer fetter wird, um sich dann einzumummeln und als Puppe vollends auf Tauchstation zu gehen. Dabei gleicht die Menschheit der Raupe Nimmersatt, und alle Arbeit, alle Kultur, dient nur dazu, unsere Gefräßigkeit zu kaschieren und zu »veredeln«. Weit, weit entfernt von dem sind wir, wozu uns Flügel wachsen müssten …
 Und dennoch: Bereits im Insektenei sind die Imagozellen angelegt, die in der Puppe das Eiweißgerüst für das fliegende Phänomen bilden, während sich alles andere auflöst und zum Baustoff des neuen Körpers wird. Doch wer von uns ist so vermessen, zu behaupten, wir »Guten« – wir, die wir für den Wandel emsig arbeiten und unsere Larven füttern und zu guten Menschen erziehen – seien schon die Imagozellen der Menschheit? Was gibt uns Anlass, zu glauben, wir ­tollen Andersdenkenden seien womöglich schon diejenigen, die in ­genialer Recyclingkunst aus den Molekülen der kollabierten alten, grausamen Welt ein völlig anderes Weltphänomen – selbstverständlich nun innerhalb der planetaren Grenzen*, ökologisch nachhaltig, auf ewig friedfertig und für alle ­Wesen sorgend – auferstehen lassen?

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Warum eigentlich genug Geld für alle da ist [Buchbesprechung]

Wir haben ein Wachstumsproblem. Seit der Finanzkrise 2008 wird viel über die zerstörerischen Auswirkungen des wirtschaftlichen Wachstumsdogmas geredet. Doch woher rührt überhaupt der Zwang, immer mehr Produkte auf den Markt zu bringen, immer mehr konsumieren und wegwerfen zu

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9 (Fazit)

Versuch eines Fazits.

Ausgabe #40
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